vosla feiert 2018 sein 70-jähriges Bestehen – in einer wettbewerbsintensiven Branche wie der Lampenproduktion eine kaum vorstellbare Zeitspanne! Wie konnte das gelingen? Und: Wie hält man in Zeiten der Globalisierung sogar den internationalen Wettbewerb auf Abstand? Wir sprachen darüber mit den Managern für Produktmarketing Bernd Müller und Ron Orlamünder, verantwortlich im Bereich Industrial Engineering und KVP Produktion.
Das sächsische Plauen hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder neu erfunden: Im Mittelalter Handelszentrum, ab dem 18. Jahrhundert wichtiger Standort der sächsischen Textilindustrie, spätestens ab 1920 Zentrum des Maschinenbaus und verarbeitenden Gewerbes. Trotz zahlreicher Krisen und gesellschaftspolitischer Veränderungen: Bis heute sind die Menschen hier ihrer besonderen Handwerks- und Tüftlerkunst treu geblieben.
Diese Begeisterung für Innovationen prägte von Beginn an auch das Unternehmen vosla. Doch wie setzt man diese Begeisterung langfristig in Markterfolge um? Zur Produktion von Lampen für spezielle Anwendungen in den Highend-Bereichen Automotive, Railway, Flugverkehr und Medizintechnik bedarf es dazu neben besonderer Ausdauer vor allem jeder Menge Kreativität, Flexibilität und Präzision. Denn in dieser Branche überlebt nur, wer bereit ist, höchst flexibel auf sich ändernde Marktanforderungen zu reagieren.
„Die Technologien und Produkte ändern sich“, sagt Bernd Müller. „Doch was bleibt, ist der Kundenwunsch, im Wettbewerb das jeweils attraktivste Produkt anbieten oder anwenden zu können.“ Und Ron Orlamünder ergänzt: „Genau das ist ein Punkt, der uns immer wieder antreibt. Ob am OEM-Markt für Erstausrüster oder dem Aftermarket, also dem Ersatzteilmarkt. Immer geht es uns darum, mit innovativen und signifikant verbesserten Produkten unsere Marktzugänge weiter auszubauen.“
Kreative Entwicklungen brauchen fachübergreifende Teams
Das Herstellen von Lampen ist technologisch anspruchsvoll. „Man kann es nicht rein theoretisch erlernen“, erklärt Orlamünder. „Langjährige Erfahrungen vor Ort in der Produktionspraxis sind dafür unverzichtbar.“ Kreativität bedeutet dabei immer sowohl Verbesserungen an den Produkten als auch am Produktionsprozess: Nur so lassen sich Kosteneinsparungen erzielen und zugleich die höchste Produktqualität garantieren. Schon seit langem verstärken deshalb Programmierer und Elektroniker das vosla-Team.
Hochwertige Bildverarbeitungssysteme sorgen bei jedem einzelnen Produktionsschritt für die ultrapräzise geometrische Vermessung sämtlicher Lampenmodule sowie die akribische Erfassung der gewonnenen Daten. Dadurch gelingt vosla ein bis dato unerreichtes Qualitäts- und Fertigungsniveau.
Ab 1974 entwickelte das Unternehmen unter Verwendung von Quarzglas die Autoscheinwerferlampe H4. Als nächster Innovationsschritt erfolgte deren Produktion dann ab Ende der 70er mit Hartglas. „Wir waren weltweit die einzigen, die diese Lampe so entwickelt haben, dass eine Drahtbrücke statt eines Quarzbalkens die Elektroden darin zusammenhält“, weiß Orlamünder. „Innerhalb des Produktionsprozesses wurde diese Drahtbrücke zur Verhinderung von Kurzschlüssen dann elektrisch durchgebrannt. Der größte Vorteil: Vereinfachung des Produktionsprozesses und damit einhergehend Kostenvorteile, die dann an Kunden weitergegeben werden konnten. Die H4 sollte sich als eines der wichtigsten Produkte des Unternehmens erweisen. Sie wurde bis 2010 gefertigt.
Ein Auto entsteht, das Augen macht
„Der Effekt resultierte aus dem Zusammenspiel unserer Lampe mit einem Bündel von Lichtleitkabeln, die das Licht ringförmig streuten“, erklärt Müller. „Wir sind bis heute weltweit das einzige Unternehmen, das diese Lampe liefert. Produziert wird sie heute nicht mehr für den Erstausstatter-, aber immer noch für den Ersatzteilmarkt.“ Die H10 W überzeugte zugleich auch mit ihrer überragenden Lebensdauer von 2200 Stunden. Sie erfüllte somit perfekt alle Anforderungen.
Nicht selten sind es Probleme, welche die Ingenieure und Techniker bei vosla zu besonders innovativen Entwicklungen antreiben. Bei einer speziellen Scheinwerferanwendung erwies sich der gelötete Bodenkontakt als problematisch, weil das Lot bei 210 Grad zu schmelzen begann. vosla entwickelte deshalb ab 2009 für den Audi Q7 die H21W HTR – eine hochtemperaturfeste Lampe mit geschweißtem statt gelötetem Bodenkontakt. Hergestellt im innovativen Laserschweißverfahren, schaffte es die H21W HTR, bis dahin fast undenkbare Temperaturen von bis zu 300 °C unbeschadet zu überstehen.
Die orange Revolution
2008 gelang vosla ein weiteres Meisterstück: Rund um die Lichtelemente an Fahrzeugen dürstete die Automobilindustrie nach innovativen Designs. Als weltweite Erstentwicklung schuf vosla daraufhin die HY21W, eine Halogenminiaturlampe für Blinkapplikationen. Sie zählt zu den „andersfarbenen“ Leuchten, spendet intensives Licht in gelborange und schockte den Wettbewerb mit ihren geringen Abmessungen bei im Vergleich zu herkömmlichen Lampen verdoppelter Lebensdauer.
Dank der HY21W konnten KFZ-Hersteller ihre Fahrzeuge plötzlich weltweit statt mit den bis dato üblichen orangefarbenen Blinkerabdeckungen mit solchen aus Klarglas ausstatten – für viele kam das einer optischen Revolution gleich.
Der Hartglaskolben wird bei der HY21W durch einen Tauchvorgang orangefarben beschichtet. Was so einfach klingt, bereitete den Entwicklern in der Versuchsphase durchaus Kopfzerbrechen: Die Halogenminiaturlampe produziert eine sehr hohe Kolbentemperatur von bis zu 400 Grad Celsius. Man benötigte deshalb eine neuartige, farblich exakt definierte und langfristig hochtemperaturresistente Farbbeschichtung. Dabei galt es, präzise die engen regulativen Vorgaben von Kraftfahrtbundesamt und TÜV zu erfüllen, beschrieben anhand der Koordinaten X und Y im Farbdreieck aus rot blau und grün, dem „CIE-Farbraum“.
vosla schaffte es, in der Serienproduktion die langfristige Farbgenauigkeit, eine attraktive Lampen-Lebensdauer und nicht zuletzt die marktgerechte Preisgestaltung der fertigen Leuchte unter einen Hut zu bekommen. Auch heute noch vertreibt vosla die HY21W erfolgreich und weltweit. Gut für vosla, gut aber auch für Großkunden, die sich dadurch langjährig guter Gewinne und einer über Jahrzehnte sicheren Produktion erfreuen.
Modifizieren, diversifizieren – und Kosten minimieren!
Automotive-Lampen, die die Regeln ändern
Am 27. Oktober 2015 zeigte vosla auch auf dem futureSAX-Innovationsforum in Plauen, wie Innovationskraft funktioniert – als eines von wenigen ausgewählten sächsischen Unternehmen, die zu diesem Thema referieren durften. Das Publikum zeigte sich beeindruckt. Innovationskraft funktioniert heute am besten im Spannungsfeld von überragenden Produkteigenschaften, fast schon radikalem Qualitätsmanagement und günstigen Preisen.
Heute hält vosla unter den Markennamen NARVA und vosla für seine Kunden nicht weniger als 500 unterschiedliche Speziallampen und über 100 verschiedene Automotive-Lampentypen bereit. Und wie geht es weiter? „Mit viel Innovationsfreude natürlich, schmunzelt Orlamünder. „Wir können nicht anders. Wir brennen nun mal für Licht!“